Erzählend

Das Scheitern des ungarischen Aufstands 1956 und die Flucht nach Westeuropa stürzten den ungarischen Komponisten György Kurtág in eine existentielle Krise. Beim Lesen der Schriften Franz Kafkas (1883 – 1924), dem deutschsprachigen, tschechischen Schriftsteller, fand Kurtág ein Gegenüber: Als stilles Echo mögen Kafkas Worte aus Tagebüchern, Briefen und Texten in Kurtág geklungen haben. Darauf komponierte Kurtág einen Liederyklus von 40 Miniaturen für Sopran und Violine. Die Sammlung von Tagebuchfetzen, Satzsplittern, Briefzitaten und kurzen Notizen gibt verrätselte Gedanken und Gefühle wieder. So vielfältig die Texte sind, so vielfältig sind auch die musikalisch transportierten Stimmungen in jedem einzelnen Fragment. Die französische Sopranistin Laurie Hamiche und der russische Geiger Dmitry Smirnov werden die dem Werk eigenen Aphorismen und Absurditäten ausdrucksstark präsentieren und zeigen, dass Form und Ausdruck in den Kafka-Fragmenten in extremer Weise verdichtet sind.